Otterndorf ist ein zentraler Ort, auch wenn es auf der Karte nach einem norddeutschen Randgebiet aussieht. Literaten lieben das Stadtschreiberstipendium, Sportbegeisterte vor allem den Triathlon. Ich liebe und lebe natürlich beides.
Im Oktober bin ich zum zweiten Mal Stadtschreiberin im wunderschönen Gartenhaus (yeah!) und der 31. August stand schon seit Anfang des Jahres im Kalender. Besser kann sich die Stadt doch auch nicht präsentieren mit ihrem wunderbaren See, den flachen Radstrecken, dem Blick auf Watt und See und all diesen unglaublichen Menschen, die am Streckenrand stehen, Wasser reichen, Zeit messen, aufbauen, abbauen. Man darf sich das nicht einfach vorstellen, die Schwimm-Radel-Lauf-Verrückten zu betreuen, die plötzlich nicht mehr wissen, wo rechts und links ist, Badekappen mit Fahrradhelmen verwechseln und nicht mehr bis vier zählen können. Trotzdem, die Otterndorfer tun es immer wieder, zum 37. Mal schon!
Ich hatte dieses Jahr Verstärkung von meinem Lieblingsverein SV Blau-Weiß Bochum (aus meinen Büchern auch als Frank-Verein bekannt), die Rookies wollten sich in der Nordseeluft beweisen und haben das auch erfolgreich geschafft.
Ich war dagegen schon ziemlich oft dabei, aber was soll ich sagen, irgendwie ist es immer das erste Mal und als uns die Veranstalter beim Start so richtig einheizten, klopfte mir das Herz bis zum Hals. Auf in die trüben Fluten, wir Abenteurer erobern die Welt! Knapp 18 Grad kühl die dunklen Wellen, aber dank Neopren fühlte ich mich sehr wohl und hatte die Bojen alle Zeit gut im Blick. Der Wechsel vom Wasser an Land ist dann für mich immer eine ziemliche Herausforderung, alles ist nass, der Neo klebt wir Pattex am Körper und man darf keinen Handgriff vergessen: Startnummer an, Uhr starten, Helm auf usw.
Aber kaum hatte ich das alles erfolgreich bewältigt, platzte ein Grinsen aus meinem Gesicht, das bis zuletzt nahezu in mein Gesicht eingraviert blieb. Man muss sich das vorstellen: Die Straßen sind gesperrt, alle Nase lang ruft jemand „Du siehst aber gut aus!“ und die wunderschöne norddeutsche Landschaft fliegt an einem vorbei. In meinem Übermut bin ich dann auch einmal aus der Kurve geflogen und in ein Maisfeld gerauscht, aber außer einem Kettenabdruck an der Wade gab es keine Blessuren und weiter ging es durch den Wind. Nach 40 Kilometern dann endlich der Wechsel auf die Laufstrecke, das Wetter wunderbar, nicht kalt, nicht sonnig und dann der Blick auf den Strand. Drei Mal über die Deichkante, frenetisch angefeuert von gefühlt der halben Welt und beim vierten Mal endlich abbiegen auf die Zielgerade, der Torbogen, der Liebste, die Medaille.
Die Welt stand still und alles war nur noch gut, mir liefen die Tränen, da war wahrscheinlich noch vom Schwimmen Wasser übrig. Angekommen im Zentrum der Welt! Otterndorf ist immer eine Reise wert, aber der Hit zum Schluss: Ich war fast 6 Minuten schneller als letztes Jahr, obwohl sowas in meinem Alter doch angeblich unmöglich ist. Das macht die gute Nordseeluft
31.8.2025