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Gartenhaus-Stipendium Zwei

Gartenhaus-Stipendium Zwei

Da bin ich nun also, nach 20 Jahren zurück an der Stätte meines ersten Stipendiums. 2005 hatte ich ein halbes Jahr Zeit an der Küste, diesmal ist es nur ein Monat in klassizistischen Gartenhaus am Süderwall im Nordseebad Otterndorf. Aber ich bin sicher, es werden sehr intensive vier Wochen.

Entgegen der allgemeinen Vorstellung ist der oder die StadtschreiberIN nicht eine Arbeitskraft, die über Otterndorf schreiben muss. Stattdessen sind wir Glücklichen, Kunstschaffende, die sich für diese Zeit endlich einmal ungestört ihrem Metier widmen dürfen. Es ist eine Förderung, ein „Hallo, es ist spannend, was du tust“. Otterndorf ist also nicht nur Nordseebad, sondern auch Kulturstadt! Dass sich die Kulturfreunde nach 20 Jahren noch an mich erinnert und mich angesichts des Stadtjubiläums wieder eingeladen haben, was soll ich sagen: ein Grund zur riesigen Freude!

Nun bin ich am 1. Oktober angekommen in dem (frisch renovierten!) Gartenhaus, sitze am Schreibtisch mit Blick auf die Lindenallee und höre die Amseln vor dem Fenster zanken. Natürlich sitze ich nicht nur am Computer. Wer mich kennt, weiß, dass ich meine Ideen meistens draußen sammle. Das Wetter hat es mir leicht gemacht, strahlend blauer Himmel zur Begrüßung. So habe ich nach zwei Tagen schon über 100 km auf dem Fahrrad-Tacho und 19000 Schritte hat meine Uhr gezählt!

Zudem sind schon drei Gedichte entstanden, wobei ich eigentlich schwerpunktmäßig am nächsten Prosa-Band arbeite. Aber wie das mit der Inspiration so ist, man muss sie beim Schopfe packen, wenn sie sich einstellt. Ich freue mich auf vier Wochen, deren Rhythmus von meinen Texten diktiert wird. Und ich freue mich auf viele spannende Begegnungen mit lesefreudigen Menschen.

VIGLi, 3.10.2025