HG3  
Ankommen 1

Ankommen 1

Die Sonne scheint, der schwere Koffer, am Bahnhof werde ich erwartet. Die ersten Momente, dieses Sich-heraus-schälen aus dem Alltag. Ich werde schreiben, so wie ich immer schreibe und doch ist es anders. Ein Schreiben in der Heide. Ein Schreiben am Waldrand, im Bachrauschen. Ich bekomme einen Schlüsselbund, ein Fahrrad, ein Bett, einen Blick auf die Böhme. Ehe ich den Koffer auspacke, bin ich wieder draußen, umarmt von diesem sommerwarmen Apriltag.

Alles neu, alles vertraut. Zeit macht aus Erinnerungen kleine Puzzleteile, denen die Verbindungen fehlen. Jetzt gehe ich auf den Zwischenstücken, dem Ausgelöschten, das dann ganz selbstverständlich die Fugen schließt.

Plakate betrachten, die mein Gesicht zeigen. Ich klebe an der Buchhandlung, am Zeitungsladen, gehe zwischen mir und mir leichtfüßig an den weichen Filzwelten entlang zu Breidings Garten. M ist da, in fünf Minuten haben wir uns fünf Jahre erzählt und sind dann bei den Krokussen, die sich dieses Jahr nicht durchgesetzt haben. Aber die Osterglocken blühen. „Das ist die schönste Jahreszeit jetzt“, sagt M.. Sonst war ich immer im September da. Das war auch die schönste Jahreszeit hieß es. Vielleicht ist es immer die schönste Zeit, wenn ich hier bin.