Sonnensonntag. Ich laufe in den Wald, zur grundlosen Ku(h)le, die früher mit Salz gefüllt war oder vielleicht doch mit einem herrschaftlichen Schloss. Die Wurzelwege und Schlammlöcher bremsen meinen Schritt. Ich höre den Specht klopfen, rieche das Kiefernholz.
Später nehme ich das Fahrrad, rolle nach Bispingen, esse ein Eis und höre wie eine Dame am Nachbartisch erzählt, dass sie verreist war und jetzt so froh wieder hier zu sein. In der Heide.
Auf dem Rückweg biege ich in die Timmerloher Heide ab. Das Fahrrad rutscht im Sand, es ist heiß und windig. Wüstenwind. Die Heide ist schwarz als wäre Nacht. Kurz vor Sonnenaufgang fängt sie im Herbst an zu glühen, wird mit dem ersten Licht rosarot. Heute hat die Sonne keine Bedeutung, unter hellblauem Himmel breitet sich das Kraut aus wie die Tiefsee. Eine eigene Welt in der Welt. Ich reite auf den Wellenkämmen durch die Weite. Wenn Menschen auftauchen, grüßen wir uns mit einer Mischung aus Verwunderung und Verbundenheit. Eingewebt in die kriechenden Astverzweigungen, die sich so miteinander umarmen, das der Wind sie nicht einmal zum Zittern bringt. Das Gefühl nehme ich mit, dass wir ganz klein und dunkel sein können und doch so aufrecht und unverwundbar.