Meine vier Stipendium-Wochen neigen sich dem Ende zu. Ich blicke nicht nur auf viele Schreibstunden, sondern auch zahlreiche Begegnungen zurück. In Otterndorf ist es leicht, Kontakte zu knüpfen, niemand wohnt weit entfernt und egal ob Literatur, Malerei, Musik oder Sport, für alles finden sich Gleichgesinnte.
Mein Problem ist ein wenig, dass ich mich für alles interessiere :-)
Ich bin immer wieder begeistert, wie viele kreative Menschen es gibt. Musizieren etwa mit Marco Altenhoff, der eben nicht nur zeichnen, sondern auch wunderbar auf der Gitarre improvisieren kann. Marissa Borchardt mit ihrer klaren Stimme und Querflötenimprovisationen wurde binnen einer Stunde zu meiner wunderbaren Teampartnerin für die erste Lesung (die zweite kommt am 28. Oktober).
Aber es lässt sich hier auch gut allein sein, die Ruhe genießen. Ganz besonders ruhig war es, als ich gestern um 21:30 Uhr zu einem Lauf aufbrach. Das Wetter war irgendwie eingeschlafen und vergaß kurzzeitig sogar zu stürmen. So lief ich bei plötzlich sternenklarer Nacht zum Deich. Dank Stirnlampe konnte ich mich orientieren, aber wie anders alles aussieht, wenn das Tageslicht fehlt! An der Wasserkante entlang hörte man das Seufzen der Wellen, ohne es zu sehen, hin und wieder flog ein kleiner Strandläufer in den Lichtkegel meiner Lampe und hinter dem Deich schwebte eine Schleiereule über den Weg, ansonsten keine Begegnungen.
Der Wind frischte auf, der Regen setzte wieder ein, aber doch musste ich mich richtig losreißen von dieser mystischen Stimmung. Nach 21,6 km erreichte ich wieder die hell erleuchtete Stadt, aber auch dort um diese Zeit: Keine Menschen. Und mein kleines Gartenhaus das schönste Ziel der Welt!
26.10.2025
