Die Trasse (Trasse ist klasse) verläuft quasi neben meiner Wohnung und alle Trassenbewohner sind meine Nachbarn. Nebenan sind außerdem einige Theater und Berlin. Nachbarschaft hat eben etwas mit Nähe zu tun und die muss nicht immer räumlich sein.
In Berlin Wilmersdorf gibt es ein zunächst berühmtes, dann berüchtigtes und unterdessen zumindest bekanntes Wohngebiet in der Schlangenbader Straße, kurz die Schlange genannt. Auf engem Raum über der Autobahn leben dort ca. 3000 Mieter. Statt sich über beengte Verhältnisse zu beklagen, begründeten ein paar Aktive das Netzwerk Nachbarschaft. Wander-, Foto, Mal-, Literaturgruppe usw.. Mit letzterer war ich in Kontakt gekommen, weil wir kürzlich bei einer Lesung nebeneinander saßen. Nun reiste ich an, um unter anderem Texte aus meinem Buch „Nebenan“ (SalonLiteraturverlag) vorzustellen.
Die Schlange von innen, erinnerte mich ein wenig an die Bochumer Ruhr-Universität, es ist nicht unbedingt romantisch dort. Berlin und Ruhrpott haben aber gemeinsam, dass die eigentliche Schönheit nicht in den Prachtalleen liegt, sondern in dem „einfach ma die Ärmel hochjekrempelt und jemacht“.
Und so schufen Uschi Reh und Thomas Lensky im Gemeinschaftsraum mit seiner fahlen Deckenbeleuchtung, ein farbenfrohes Ambiente mit sehenswerten Aquarellen an der Wand und kleinem Sektausschank für die Durstigen. Bald war jeder Platz besetzt und die Letzten nahmen klaglos auf Klappstühlen Platz. Eine Stunde lauschten alle Gäste aufmerksam meiner Darbietung, anschließend wurde ich mit Applaus, Blumen, der Bitte um Signaturen und Fotowünschen überschüttet. Zuletzt ließen ein paar der Nachbarn, die wiederum nicht alle in der Schlange wohnten, den Abend mit mir in der nahen Weinstube ausklingen.
Nachbarschaft at ist best!
2.2.2025