Nehmen wir ein E statt ein A und schon liegt Hawai am Hardtsee in Ubstadt Weiher und ist gar nicht so weit weg wie die Insel im Pazifischen Ozean. HaWei.
Die Sonne scheint dort trotzdem, jedenfalls am 22. Februar 2025, als ich mit meiner Freundin an der Startlinie zu dem legendären HaWei50, dem 50 km Lauf, stand. Nach Tagen mit Minusgraden, stiegen die Temperaturen auf 14 Grad und statt der Winterjacken, holten wir unsere kurzen Shirts heraus. Die Veranstaltung war diesmal im doppelten Sinn besonders, denn der Lauf zählte einerseits zur Cup-Wertung der DUV (Deutsche Ultravereinigung) und war andererseits eine Deutsche Meisterschaft im 50 km Rennen. Es traf sich also die Creme de la Creme.
Und ich.
Staunend erlebte ich wie sich jenseits der offiziellen Verpflegungszone, ein halber Kilometer für die Eigenverpflegung aufbaute. Da standen Zelte und Pavillons von Mannschaften, jeder bekam sein Lieblingsgetränk und persönliche Betreuung. Da ich so eine Raketenfreundin habe, hatten wir sogar auch einen eigenen Tisch. Da lag dann mein Rosinenbrötchen griffbereit und ich fühlte mich richtig chic.
Die Aufgabe bestand darin, um den See zu laufen, das sind 5 km. Eine überschaubare Runde durch Wiesen, an einer Straße und am Schluss auch am Hardtsee entlang. 50 km, da hätte ich über Heidelberg bis Mannheim rennen können, aber stattdessen sind wir alle die sonnige Seerunde zehn Mal gelaufen. Damit wurde HaWei zu einer Insel der Gemeinsamkeit.
Auch wenn die einen ständig auf der Überholspur rasten und die anderen eher gemütlich von einem Kilometer zum nächsten trabten, wurden wir alle mit heftigem Applaus bedacht. „Du siehst aber gut aus“, schallte es mir immer wieder entgegen, das erlebe ich sonst eher selten. Weder mein Freund noch meine Fitnessuhr haben so eine Funktion einprogrammiert.
Vor zehn Jahren habe ich Mal gesagt, in sechs Stunden lassen sich immer 50 km laufen und ich freue mich wie Hulle, dass mir das nun mit Ü60 noch gelungen ist. Aber ich bin auch tief beeindruckt, dass dieser Weiher heute von Raketen aller Altersklassen umkreist wurde. Meine Freundin war 90 Minuten vor mir im Ziel und Werner Stöcker, 85 Jahre jung, hatte 40 Minuten Vorsprung vor mir. Ich leite daraus die Hoffnung ab, dass ich in den nächsten zwanzig Jahren noch schneller werde.
Aber Ultra-Laufen hat natürlich viele Dimensionen, möglichst schnell zu sein, ist nur eine von zahlreichen Möglichkeiten. Einen Tag draußen zu verbringen, Salzkekse und Tee gereicht zu bekommen und sich gegenseitig Mut zuzusprechen, wenn sich plötzlich auf einer flachen Strecke Berge auftun oder Kaugummi an den Füßen zu kleben scheint, sind andere Aspekte. Es ist ein Tag, an dem sich weit über 1000 Menschen auf einer Umlaufbahn befinden und wo die Sterne schließlich aus unseren Augen funkeln, wenn wir die Ziellinie überqueren.
Ubstadt Weiher, vorher nie gehört und jetzt unvergessen. Mit den Füßen im See war ich am Schluss übrigens auch noch, das macht man doch so in Hawai und eben auch in HaWei.
22.2.2025