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Die Norbertuskapelle

Die Norbertuskapelle

Neben mir plätschert die Rur ohne H und ich renne ohne Geduld. Heiliger Norbertus, wo bist du? Der Grund meines Gebets ist der Monschau-Ultramarathon.

70 km, 1000 Höhenmeter.

Und wer nicht bis 12 Uhr an der Norbertuskapelle ist, darf nicht ins obere Rurtal abbiegen, sondern muss sich gleich Richtung Ziel aufmachen. Aber ich war von meinem Verleger eingeladen, um über den Lauf zu berichten und wollte die Landschaft möglichst vollständig erleben.

Wenn schon denn schon. 5.13 Uhr war Start, im Dunkeln, dem Licht entgegen. Und so trabten wir mit unseren Stirnlampen bergauf zum Steling und dann war der Himmel rosarot und orange und die Welt lag uns zu Füßen.

Die Luft noch frisch und irgendwie war es unvorstellbar, jemals müde zu werden. Aber 52 km sind 52 km und irgendwann sagte mir der Blick auf die Uhr, das Trödeln nicht angesagt war, wenn ich im Zeitlimit an der Kapelle sein wollte. Ich rannte und rannte, sah immer wieder auf die Uhr.

Und dann stand sie da, die 1926 errichtete Kapelle mit ihrer großen Kuppel. Ich jubelte ihr zu und durfte dann als Belohnung steil bergauf durch den Wald und über heiße Wiesenwege, die mir fast den Stecker zogen, weil ich vor lauter Gebet vergessen hatte, die Wasserflasche aufzufüllen. Dank der lieben Monschauer fand sich aber bald wieder eine Tränke und so ging es weiter durch den 27 Grad heißen Tag. Am Schluss ohne Wald, sondern schön auf einer Asphaltstraße bergauf - ein Sonntagsausflug von besonderer Intensität.

Auf den letzten Metern war dann alle Mühsal vergessen „Da strahlt aber jemand nach 70 km“ rief der Moderator in den Lautsprecher, ich bekam eine Rose, eine Medaille und eine Umarmung von meinem Laufkumpel. Und später noch einen Bottich Senf für den ersten Platz der Altersklasse. Heiliger Norbertus und nun bitte viel Kraft für die Regeneration! Dann habe ich auch noch einige Monschau-Geschichten aufzuschreiben.