Als Biologin bin ich beruflich zwar eher im Labor und am Computer als draußen unterwegs, aber die Lust am Beobachten der Natur ist mein stetes Steckenpferd (und vielfach auch Antrieb für meine Bücher). Seit jeher füttere ich die Vögel in meinem Vorgarten, freue mich über Meisen, Rotkehlchen, Finken und Zaunkönig. Dann plötzlich war das Futterhaus so von jedem Körnchen befreit, wie es den gefiederten kleinen Freunden kaum gelingen konnte. Wer hatte sich angepirscht?
Die Lösung konnte ich dank Homeoffice beobachten: Ein Eichhörnchen hatte den Dreh raus, die Hängevorrichtung des Futterhauses so lange in Bewegung zu setzen, bis alle Sonnenblumenkerne nach unten rieselten und seinen Speiseplan bereichern konnten. Obwohl die Hörnchen auch gerne Mal Vogeleier schnabulieren, freute ich mich sehr über den flinken Besucher. Ab sofort gab es deshalb auch Walnüsse in meinem Garten, der eigentlich nur ein erweiterter Balkon ist.. Aber selbst auf so wenig Raum lässt sich viel für die Natur tun mit Buschwerk, Totholz und vor allem einer Wasserstelle.
Damit die Mäuse nicht auch das Nussparadies entdeckten, besorgte ich eine Futterbox. Gespannt wartete ich, ob mein Flinki die Aufgabe lösen würde, den Deckel zu öffnen. Es dauerte keine 5 Minuten! Vielleicht hatte er den Trick schon in einem anderen Gärten erlernt. Seitdem ist Flinki mit dem roten Fell regelmäßiger Besucher, ich erkenne ihn an einer etwas verwachsenen Pfote, die ihn aber nicht wesentlich zu behindern scheint. Ob es sich um Weibchen oder Männchen handelt, konnte ich noch nicht klären, weil man das den Tieren nicht so leicht ansieht.
Bald erschien jedenfalls ein weiteres Hörnchen mit schwarzer Fellfarbe, Blacky. Dieses dunkle Fell soll eigentlich in höheren Lagen typisch sein, aber letztlich gibt es von rot bis schwarz viele farbliche Übergänge bei diesen Nagetieren, nur der Bauch ist immer weiß. Sehr wichtig für die Kletterkünstler ist ihr körperlanger Schwanz. Er hilft beim Gleichgewicht, schließlich können die kleinen Kobolde mit ihren kräftigen Hinterbeinen und Krallen sogar kopfabwärts entlang der Bäume turnen. Der buschige Schwanz dient aber auch der Kommunikation. Das lässt sich bei meinen Besuchern gut beobachten. Wenn sie mich sehen und noch unsicher sind, ob sie sich an ihre Nüsse trauen, dann verschwinden sie mitunter komplett unter ihrem Schwanz und schleichen sich ganz vorsichtig an. Blacky, der frechere von beiden, hat es zudem schnell geschafft, den Deckel der Futterbox komplett aufzuschlagen. Dass damit auch der (Regen)schutz für die Nüsse verloren geht, scheint ihn nicht zu kümmern, stattdessen lässt sich ein stolzes Schwanzzucken beobachten. Seht her, was mir gelungen ist!
Mitunter habe ich Blacky und Flinki schon Aufgaben gestellt. Sie mussten die Nüsse unter Stofftieren hervor angeln oder aus Giitterboxen befreien. Meistens ist Flinki der erste von dem beiden Rackern, dem das gelingt. Dank einer Outdoor-Kamera habe ich viele der Eichhörnchen-Aktionen aufgenommen. Die Position an meinem Wasserbecken hat die Kamera allerdings nicht überlebt, denn der forsche Blacky hat das Gerät bei seinen wilden Manövern im Wasser versenkt. Er wollte wohl nicht ständig beobachtet werden. Außer Walnüssen biete ich meinen Gartengenossen auch Sonnenblumenkerne, Möhren und Äpfel an. Aber das Gemüse begeistert sie nie genauso wie die Nüsse. Die fressen sie keinesfalls immer sofort, sondern verbuddeln sie in meinen Blumenbeeten. Manchmal finden sie die wieder, aber an einigen Stellen lugten schon letzten Sommer kleine Walnussbäume aus den Beeten. So schön, der Kreislauf der Natur.