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Triathlon im Wiesental

Triathlon im Wiesental

Wir haben es wieder getan, haben Straßen gesperrt und Leute ins Wasser geworfen. Nass mussten sie anschließend aufs Fahrrad steigen, beim Laufen konnten sie sich danach aufwärmen. Das sind keine Foltermethoden sondern Triathlon, ein vielseitiger Sport.

Aber einen Triathlon zu organisieren ist noch viel vielseitiger.

 Dafür sind Menschen nötig, die ein Jahr im voraus Streckenkonzepte planen, Genehmigungen einholen und Helfersleute organisieren. Hilfsbereite Menschen gibt es zwar zum Glück im Ruhrgebiet viele. Aber wer ist bereit sich von morgens um 7 bis nachmittags um 16 Uhr an eine Straßenkreuzung zu stellen und Fahrradfahrer anzuschreien: „Bremsen, rechts abbiegen!“?

Dafür braucht es schon besonders gute Stimmbänder. Genau wie für die Moderation. Die Sprecher müssen darüber hinaus noch aus fremdländischen Buchstaben, wohlklingende Namen formen und alle Teilnehmenden ankündigen können, als wären sie von und zu Prinz und Prinzessin im Schloss Wiesental.

Nicht zu vergessen: Nach jedem Glückwunsch müssen die Sponsoren fehlerfrei aufgezählt werden.

Besonderes Talent ist auch gefragt, wenn es um das Beantworten von Fragen geht. Was tue ich mit einer nassen Startnummer? Ist die Verpflegung vegan? Wo ist die Toilette? Diese FAQ-Liste nicht nur beim ersten sondern auch beim 100ten Mal charmant lächelnd als Mischung aus Wissensmagazin und Kabarett zu präsentieren ist schon große Kunst.

Mitunter kann die Kommunikation auch etwas rüder ausfallen. „Sie verschleudern meine Steuergelder!“ (Nein), „Sie blockieren den Autoverkehrt!“ (Ja, dafür haben wir eine Erlaubnis). Oberstes Gebot für uns: immer freundlich bleiben. Falls das nicht genügt, dürfen wir die Polizei holen. Die hatte heute allerdings auch überwiegend gute Laune, obwohl sie ihr Auto am Schluss sogar im Schlamm du Wiesental versenkt haben.

Damit alle Helfer gute Laune behielten, fuhr ich Wasser, Müsliriegel, Gummibärchen und Tomaten spazieren. Die Helfenden sind aber nicht nur nett sondern auch bescheiden. Das Angebot allein genügte schon, um ihnen ein Lächeln zu entlocken und ganz eventuell verzehrten sie ein Gummibärchen.

Ich habe also noch genug Proviant übrig, um morgen noch ein paar Schlammleichen zu trösten. Nicht jeder war schließlich so geschickt wie diejenigen Helfer, die ihren Posten kurzfristig als vakant meldeten, weil „es regnet ja“. Da scheint mir allerdings, besteht noch Aufklärungsbedarf. Vielleicht sollten wir den Herrschaften einen Freistart gewähren damit sie am eigenen Leib spüren können, dass es möglich ist, nass, dreckig und glücklich zu sein. Das ließ sich heute jedenfalls wieder wunderbar beobachten. Überall leuchtende Augen, denn auf der Königsallee finden zwar keine Modenschauen statt, aber was viel Besseres: Der Triathlon vom SV Blau-Weiß Bochum!