HG3  
Überraschungen

Überraschungen

Ich habe die Damenwertung eines Halbmarathons gewonnen. Nein, ich bin keine Bestzeit gelaufen, nicht Mal eine persönliche. Mit meinen 63 Lenzen bin ich es allmählich gewöhnt, dass die Konkurrenz in der Altersklasse übersichtlich ist. Aber diesmal hatte sich tatsächlich nur eine weitere (jüngere) Frau an die 21, 2 Kilometer gewagt. Sie kam ungefähr eine Viertel Stunde nach mir an. Also gehörte mir der Moment, als ich auf den Sportplatz einbog und die Stimme im Lautsprecher verkündete: „Hier kommt die erste Frau des Halbmarathons!“

Applaus vom Publikum, das sich immerhin zahlreicher eingefunden hatte als meine Streckenbegleitung. Da lief ich ab Kilometer 10 ein sehr einsames Rennen. Durch den Wald, am Deich entlang, dann endlich der Blick über die Deichkuppe, Wendepunkt und die ganze schöne Landschaft wieder zurück.
Windmühlenlauf.

Obwohl es weit mehr Windräder als Windmühlen dort gibt. Das Wetter war warm, aber nicht heiß, der Wind vorhanden, aber nicht stürmisch. Ideale Bedingungen. Warum trotzdem die meisten nach fünf oder zehn Kilometern genug hatten, weiß ich nicht. Der Lauf ist ein Traum für Menschen wie mich, die gerne irgendwohin kommen, statt Sportplatzrunden zu rennen. Zehn Kilometer geradeaus, Ortschaften passieren, Schafe sehen, Kühe, den kühlen Wald genießen, die endlose Deichkante erleben, das ist doch wie ein Kurzurlaub. Im Ziel gab es Getränke, eine wunderhübsche Urkunde und sogar eine Medaille.

Mein Sportprogramm war mit diesem Highlight allerdings nicht erledigt. Wie üblich hatte ich für die Anfährt auf das Auto verzichtet. Genauer gesagt habe ich keines zur Verfügung. Also strampelte ich von meinem Standort Otterndorf aus mit dem Fahrrad zum Startpunkt des Laufs nach Nordholz. Die Strecke hatte mein Freund auf mein navigierendes Handy programmiert, so dass mich dort jede Menge Überraschungen erwarteten. Zum Beispiel ordentlicher Gegenwind. Und ein gesperrter Weg durch Pfützen und entlang militärischer Sicherheitsbereiche, sowie Sandkuhlen. Der Rückweg sparte dieses Stück aus und war dafür von 25 auf 30 km verlängert worden. Für den Heimweg auch Gegenwind zu organisieren, ist meinem Freund nicht gelungen und so fluppte das Radeln trotz des vorangegangenen Programms richtig gut. Belohnt wurde ich zudem mit einem glutroten Sonnenuntergang. Und einer schönen Nudelsuppe, die mich nach der heißen Dusch erwartete.

Bei Großveranstaltungen ist natürlich mehr Glitzer und Ramba Zamba. Aber innerlich glitzerte ich nach diesem Tag so sehr, dass ich mir nichts Besseres vorstellen kann.